Präven….hää?!
Hätte, könnte, würde ...
«Es isch bis jetzt jo no nie öppis passiert! Wieso brucht`s denn Prävention?» «Mängisch händ mer auch chli Glück gha, dass ned meh passiert isch!»
Solche Aussagen hören wir doch nur zu oft. Und zum Glück ist es so. Zum Glück ist nicht mehr passiert. Doch reicht es, wenn wir uns immer auf dieses «Glück» verlassen? Oder können wir dem Glück auch ein bisschen unter die Arme greifen? Wir müssen nicht darauf warten, dass etwas Schlimmes geschieht, bis wir mit Prävention beginnen. Kleine, bewusste Anpassungen in unserem Verhalten reichen oft schon aus, um vorbeugend zu wirken und auch ohne «Glück» Unfälle oder ähnliches zu verhindern.
Bei der Prävention geht es nicht darum, immer vom Schlimmsten auszugehen und so die Freude an den tollen, neuen und abenteuerlichen Sachen zu verlieren. Die Jubla ist schliesslich ja genau jener Ort, der solche tolle Abenteuer bietet! Wichtig dabei aber ist, dass wir uns bewusst Gedanken zu möglichen Herausforderungen machen. Und dies jeweils im Voraus.
Vieles können wir als Leitende sehr gut einordnen. Wir sind uns bewusst, welche Risiken von bestimmten Situationen ausgehen. Kindern jedoch gelingt dies oft noch nicht und deshalb ist es umso wichtiger, dass sie von uns bewusst an diese Themen herangeführt werden. Hinter Prävention steckt nicht – wie vielleicht aus dem ersten Abschnitt zu erwarten wäre – eine Raketenwissenschaft. Vieles machen wir bereits intuitiv und richtig.
«Prävention im Lager» leicht gemacht
Hättest du gedacht, dass hinter all dem auch Prävention steckt?
Im Hinblick aufs Sola können wir uns bereits in der Planung viele präventive Gedanken machen. Hier ein paar Gedankenanstösse dazu.
Kochen & Essen
Das Essen im Lager soll gesund, ausgewogen und sättigend sein. Schaue, dass während des ganzen Tages genügend Getränke (ungesüsster Tee) bereitstehen, besonders an heissen Tagen. So sind alle Lagerteilnehmenden immer ausreichend hydriert. Gesunde Ernährung bietet sich auch als Thema in einem Lagerblock an. Beim gemeinsamen Selbermachen von Fruchtspiesschen setzt sich die Gruppe mit gesundem Essen auseinander. Auch eine «Fresskiste» oder Süssigkeitenbox gehört ins Sola, soll jedoch die Mahlzeiten nicht ersetzten.
Hygiene & Gesundheit
Nebst dem Baden und Duschen darf das Händewaschen nicht vergessen gehen, besonders vor dem Essen. Wie wäre es beim Lavabo mit einer Handseifen-Bar mit verschiedensten Düften? Ein Zahnpasta-Glücksrad motiviert die Kinder zusätzlich, ihre Zähne zu putzen. Dies kann auch als Tagesabschluss mit der Gruppe genutzt werden.
Achtet bei kranken Kindern darauf, dass sie sich erholen können und keine anderen Kinder anstecken. Ein Krankenzimmer oder Sanizelt, das aufmunternd gestaltet ist, hilft dabei.
Sonnenstrahlen & Schweissperlen
Sonnenhut und Sonnencrème sind ein Muss. Ein gemeinsames Eincrèmen vor dem Block stellt sicher, dass auch niemand vergessen geht. Mache bei grosser Hitze vermehrt Pausen im Schatten und sorge für genügend Getränke und Abkühlung zwischendurch. Was durch das Schwitzen verloren geht, muss durch Trinken wieder aufgefüllt werden.
Aufwärmen & Ausrüstung
Nutze den Einstieg, um den Körper auf die nötige Betriebstemperatur zu bringen. Auch bei schönem Wetter braucht es Zeit, um die Muskeln und Gelenke zu aktivieren. Richtige Ausrüstung, wie Wanderschuhe o.ä., können Unfallrisiken minimieren. Dazu gehören auch Regenkleidung, genügend warme Socken und frische T-Shirts. An einem Elternabend oder mit dem Infobrief kannst du diese wichtigen Punkte ansprechen.
Werkzeug & Motoren
Fürs Werken mit Beil und Säge muss den Kindern der Umgang mit dem Werkzeug erklärt werden. Für was ist mein Werkzeug geeignet und für was nicht? Was kann passieren? Beim Einsatz von Motorsägen/-sensen gilt es für jeden Leitenden Schnittschutzhosen, geschlossene Schuhe, Helm mit Visier und Gehörschutz zu tragen. Auch nur für den einen, kleinen Schnitt.
Apotheke & Sani-Info
Die Apotheke muss vor dem Lager kontrolliert und aufgefüllt werden. Im Lager wissen alle, wer für die Apotheke verantwortlich ist und wo man sie findet. Die Sani-Infos der Teilnehmenden und Leitenden sind vertraulich zu behandeln. Dennoch ist es wichtig, dass die Küche weiss, wer auf was allergisch ist und alle Gruppenleitenden informiert sind, ob sie ein Kind an dessen Medikamenteneinnahme erinnern müssen.
Feuer & Flamme
Ob fürs Kochen oder beim Geländegame – viele Feuer lodern in der Jubla. Sichere die Feuerstellen entsprechend ab und lasse das Feuer nie unbewacht. Beachte auch die lokalen Waldbrandhinweise und richte dich danach.
Alt & Jung
Lassen dich die «Alten» nicht zu Wort kommen? Rebellieren die «Jungen»? Dabei hilft auch ein/e Präses oder der J+S-Coach/die Scharbegleitung. Nutze das Wissen und die Erfahrung der «Alten», um die Neuleitenden gezielt zu betreuen und zu integrieren. Überfordere sie nicht, aber gib ihnen Möglichkeiten, sich einzubringen. Allenfalls hilft ein Gotti/Götti-System. Die Stimmung im Team kann z.B. durch ein «Wohlfühl-Barometer» abgebildet werden. Gemeinsame Erlebnisse in und auch neben der Jubla schweissen euch zusammen. So ist es auch in schwierigen Situationen einfacher, zusammenzuarbeiten.
Regeln & Rollen
Gemeinsam im Leitungsteam Regeln und Konsequenzen ausarbeiten. Die teils unangenehmen Diskussionen vor dem Lager führen und Verbindlichkeiten schaffen. Es gilt auch, innerhalb des Leitungsteams die Grenzen der einzelnen Leitenden zu akzeptieren. Sei dir diesen Grenzen, wie auch den Stärken und Schwächen jedes und jeder Einzelnen bewusst. So können sich Leitende für das engagieren, was sie gerne und gut machen und geraten nicht in unangenehme Situationen.
Kämpfen & Raufen…
…sind für viele Kinder positive Grenzerfahrungen. Berücksichtige bei der Spielwahl und der Gruppeneinteilung Alter und Geschlecht der Kinder. Definiere ein eindeutiges Stoppsignal. Die Kinder sollen «Nein» sagen dürfen und es auch von andern akzeptieren. Versuche als Leitende/r dennoch, die Kinder für Neues zu motivieren, um ihnen positive Erlebnisse zu ermöglichen.
Du & Ich
Im Sola verbringt man viel Zeit auf engstem Raum. Schnell ist etwas «Dummes» gesagt oder gemacht. Ist dir jemand bei einem Sportblock zu nahe gekommen? Oder war dir am Beauty-Abend mit der ganzen Schar irgendwie unwohl? Grenzen sind etwas persönliches und sehr individuell. Es gilt, diese zu akzeptieren. Sprich es an, wenn etwas unangenehm ist oder dir zu weit geht.
Siko & Kriko
Das Sicherheitskonzept – der Klassiker in der Prävention. Vorausdenken (Was kann passieren?) – Massnahmen (Was machen wir, dass es nicht passiert?) – Notfall (Was machen wir, wenn es dennoch passiert?). Besprich diese Fragen im ganzen Leitungsteam damit alle wissen, worum es geht.
Das Krisentelefon ist für alle da! Sei dir bewusst, dass du anrufen darfst. Notiere dir die Nummer und zögere nicht, anzurufen. Es gilt: Kein Anruf ist einer zu viel!
Sucht & Verführungen
Auch in der Jubla können Suchtmittel ein Thema sein. Klare Regeln im Umgang damit sind wichtig. Verbotene Substanzen bleiben auch in der Jubla tabu. Bei Alkohol und Tabak soll ein Umfeld für den bewussten Umgang damit geschaffen werden. Niemand soll zu etwas überredet werden. Schafft bewusst Zonen für Raucher/innen- und Nichtraucher/innen im Leiterbereich.
Nebst den «bekannten» Suchtmittel stellen in der heutigen Zeit auch die digitalen Medien ein Suchtpotential dar – bei Leitenden und bei Kinder. Thematisiere den Umgang mit Smartphone & Co. auch bereits schon in der Planung. Wo ist es unnötig? Wo kann ich es als tolles Hilfsmittel einsetzen?
Nun bist du an der Reihe!
Wie zündend sind deine Präventionsmassnahmen – vielleicht so treffend, um unseren Wettbewerb zu gewinnen?
Diese Liste ist lange, aber längst nicht abschliessend! Sicher hast du noch viele weitere Ideen zu den oben angesprochenen Themen oder anderen Bereichen. Auch andere können und sollen davon profitieren. Sende uns ein Foto mit deiner am besten umgesetzten Präventionsidee im Lager an praevention@jubla.ch. Als Dankeschön gibt es eine kleine Überraschung!
Fakt ist: Diese und weitere Massnahmen und Ideen stärken und schützen dich, dein Leitungsteam und eure Jubla-Kinder in euren Persönlichkeiten. Das hilft euch weit über das Sola, die Schar und die Jubla hinaus weite! Wir alle machen schon vieles. Mach es bewusst und teile es mit. Tue Gutes und sprich darüber!
Fragen und Unterstützung? Die Fachgruppe Prävention hilft dir gerne weiter. Schreib uns einfach eine E-Mail an praevention@jubla.ch!
