Neues Haltungspapier Gender: Eine *-Stunde für die Jubla
Warum positioniert sich die Jubla zu Geschlechterfragen?
Die Jubla positioniert sich mit ihren Haltungspapieren zu Themen, die für Kinder und Jugendliche eine besondere Bedeutung haben. So auch zu «Gender», denn...
- die Jubla fördert die ganzheitliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und die Entwicklung der Geschlechtsidentität ist ein wichtiger Bestandteil dieser Entwicklung.
- die Phase der aktiven Jubla-Mitgliedschaft (Kinder- und Jugendalter) ist für die Entwicklung der Geschlechtsidentität entscheidend (vgl. schub.schar S.19 / SRF-Sendung «Einstein»).
- die Vorbildrolle und das «Lernen am Modell» hat in der Jubla durch Leitungsfunktion und Altersdurchmischung eine grosse Bedeutung - auch bei der Entwicklung der Geschlechtsidentität.
- die Jubla ist historisch aus zwei geschlechtergetrennten Verbänden (Jungwacht und Blauring) entstanden und die Strukturen auf lokaler Ebene (Schar/Gruppe) beruhen teilweise bis heute auf Geschlechtertrennung.
- die Jubla setzt sich für Gleichberechtigung, Akzeptanz und gleiche Würde aller Menschen ein und will Gesellschaft und Kirche entsprechend mitgestalten (vgl. Jubla-Leitbild).
- die Jubla trägt als Kinder- und Jugendverband eine besondere gesellschaftliche Verantwortung
Die Positionierung wird regelmässig geprüft (2010 / 2015 / 2020), bei Änderungsbedarf breit vernehmlasst und durch Entscheid der Bundesversammlung aktualisiert.
Was bleibt gleich?
Ein zentrales Anliegen des Haltungspapiers bleibt die Gleichberechtigung und die Ablehnung jeder Form von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Das gilt sowohl innerhalb der Jubla als auch für das Engagement der Jubla in Gesellschaft und Kirche. Konkret heisst das z.B., dass Ressourcen (z.B. Geld) und Mitbestimmungs- und Beteiligungsrechte (z.B. Zusammensetzung von Gremien) gleichberechtigt auf die Geschlechter verteilt werden.
Geblieben ist auch der Grundsatz, dass jede Person primär als einzigartiges Individuum betrachtet und gefördert wird und nicht auf seine Geschlechtszugehörigkeit reduziert wird. Das bedeutet, dass der Fokus beim Aktivitäten-Angebot der Jubla auf den diversen persönlichen Interessen liegt (vgl. dazu schub.schar S.20).
Die Jubla will ausserdem weiterhin eine Vielfalt von Geschlechterrollen sichtbar und erlebbar machen, damit jede Person ausprobieren und sich selbst möglichst frei entwicklen kann.
Was ist neu?
Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse, gesellschaftlicher Entwicklung und der Vereinbarkeit mit dem seit 2018 gültigen Jubla-Haltungspapier «Öffnung & Integration» wurde das Haltungspapier «Gender» unter Beizug einer Fachperson neu erarbeitet und breit vernehmlasst. Ein wichtiges Anliegen waren u.A. konkretere Handlungsempfehlungen für den Jubla-Alltag.
Rechts siehst du die wichtigsten Neuerungen:
- Begriffsklärungen, damit in diesem komplexen Thema vom Selben in denselben Worten gesprochen wird: Biologisches Geschlecht, soziales Geschlecht, Geschlechtsidentität, nicht-binär, sexuelle Orientierung, LGBTIQ+ (siehe Bild links)
- Anerkennung und Sichtbarkeit der Vielfalt von Geschlechtsidentitäten: Es gibt mehr als nur Mann und Frau und das soll auch sichtbar sein.
- Aufbrechen von Geschlechterstereotypen in unseren Angeboten & unserer Kommunikation, denn sie schränken ein und hemmen die freie Entwicklung.
- Benennung von Chancen und Herausforderungen von geschlechtergemischten und geschlechtergetrennten Jubla-Aktivitäten und bewusster Umgang damit: regelmässig mischen, was strukturell getrennt ist & regelmässig trennen, was strukturell gemischt ist.
- Bewusster Umgang mit Strukturen, die ausschliessen können: Individuelle Bedürfnisse sind wichtiger als binäre, geschlechtertrennende Strukturen (wie Jungwacht- oder Blauring-Gruppe/Schar).
- Leitungs-/Betreuungs-Engagement für Kinder und Jugendliche als Care-Arbeit anerkennen, die geschlechterunabhängig gefördert werden soll
- Vereinbarkeit von Beruf, Ehrenamt und Care-Arbeit fördern: Das eine soll das andere nicht abwerten oder verunmöglichen.
- Aktuelle Fachstellen & Literatur
Wie zeigt sich das im Jubla-Alltag?
Die Umsetzung des neuen Haltungspapiers zeigt sich im Jubla-Alltag z.B. indem:
- wir geschlechtergerecht kommunizieren und die Geschlechtervielfalt sichtbar machen, z.B. mit der Verwendung des Gender-Sternchens: «Liebe Leiter*innen» (hilfreiche Formulierungstipps dazu unter genderapp.org)
- wir uns der geschlechtlichen Dimension unserer Aktivitäten bewusst sind und sie gezielt auch mal anders als gewöhnlich gestalten, nämlich geschlechtergemischt oder geschlechtergetrennt, z.B. indem eine Jungwachtschar /-gruppe gemeinsame Anlässe mit einer Blauring-Schar/-Gruppe macht, oder indem eine Jubla-Schar ab und zu bewusst gewählte geschlechtergetrennte Aktivitäten anbietet
- wir binär geschlechtergetrennte Strukturen (wie Jungwacht-/Blauring- Scharen/-Gruppen) und Symbolen (wie WC-Beschriftungen) nicht generell über den Haufen werfen, uns aber ihrer Wirkung bewusst sind und sie gemeinsam hinterfragen können
- intergeschlechtliche Kinder, Transkinder und Kinder mit nicht-binärer Geschlechtsidentität in derjenigen Jubla-Gruppe/-Schar dabei sein können, in der sie sich wohl fühlen
- wir in der Zusammensetzung unserer Leitungs- und Fachgremien weiterhin auf eine angemessene Geschlechtervertretung achten: z.B. Verbands-, Kantons-, Schar- oder Kursleitung, Fachgruppen usw.
- wir stolz auf den gesellschaftlichen Wert des Engagements als Leiter*in sind und diesen Stolz auch nach aussen tragen dürfen
- wir darauf achten, dass Jubla-Engagement, Beruf und Elternschaft (oder andere Care-Arbeit) nebeneinander Platz haben und nicht gegeneinander ausgespielt werden
- wir uns in Gesellschaft und Kirche weiterhin für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und gegen Diskriminierungen einsetzen: z.B. Lohngleichheit, Frauenpriestertum usw.
Das neue Haltungspapier Gender der Jubla findest du hier
Tipps und Hintergründe zum Thema
«Publikum» statt «Zuschauer»: Tipps von genderapp.org
«Zebrastreifen» statt «Fussgängerstreifen», «Publikum» statt «Zuschauer»: Praktische Tipps für eine unkomplizierte geschlechtergerechte Kommunikation findest du unter genderapp.org
SRF-Einstein: «Die Macht der Geschlechterrollen»
Das SRF-Magazin «Einstein» geht der Bedeutung der Geschlechterrollen nach - auf wissenschaftliche und gleichzeitig anschauliche und lustvolle Weise. Die Sendung fokussiert dabei insbesondere auf das kindliche Erlernen von sozial geprägten Geschlechterrollen - ein Phänomen, das uns aus Jubla-Sicht besonders interessiert: Hier geht's zur Sendung
Jubla-Ausbildungsnachmittag «Queer»: jetzt anmelden!
Im Zusammenhang mit dem Projekt «Break Free!» kommen wir in den Genuss eines Ausbildungskurses zum Themenfeld «Queer». Dieser Kurs wird von der Fachstelle «du bist du» angeboten und wird am Samstag, 23. Januar 2021, 13:00 bis 17:30 Uhr in Luzern stattfinden (analog oder digital).
Der vermittelt Wissen über Lebenslage, Herausforderungen, Diskriminierung und Ressourcen von jungen LGBT-Menschen. Anhand von praxisbezogenen Beispielen werden Präventions- und Interventionsstrategien kennengelernt und eigene Haltungen reflektiert. Die Methodik wird grösstenteils frontal gestaltet sein.
Zur Anmeldung geht's hier. Mehr zum Öfnnungs-Thema jublafüralle und zum Projekt BreakFree! findest du hier
Ausstellung «Geschlecht» im Stapferhaus Lenzburg
Die Ausstellung zeigt in allen Farben, Formen und Tönen alles Wissenswerte rund um das Thema «Geschlecht». Infos findest du unter stapferhaus.ch/geschlecht
Rückmeldungen und weitere Informationen
Weitere Informationen und Hilfestellungen zum Thema Gender in der Jubla findest du unter jubla.ch/gender
Inputs und Fragen zum Thema jederzeit gerne an: gender@jubla.ch