Die Jubla schreibt Geschichte(n) – Ein Auftakt
Wir sollen aus der Geschichte lernen. Wirklich?
Wie heisst es so schön? Wir sollen aus der Geschichte lernen. Dieser abgedroschene Satz hat sicher jede/r von uns schon einmal im Geschichtsunterricht zu hören bekommen. Bereits damals hatte ich mich jeweils gefragt, wie das denn überhaupt gehen soll? Ist die Welt, die unsere Mütter und Väter oder unsere Grosseltern vorfanden, denn wirklich zu vergleichen mit unserer heutigen Welt? Ich denke nicht. Wieso also immer dieser Anspruch, gescheiter sein zu müssen als unsere Eltern und Grosseltern.
Bezogen auf die Jubla stellen sich mir aus diesen Überlegungen heraus weitere Fragen: Muss denn auch die Jubla aus ihrer Geschichte lernen? Müssen wir heute eine «bessere» Jubla sein, als die Jubla-Generationen vor uns?
Zurückblicken ja, es «besser» machen wollen, nein.
Ich behaupte nein.
Wir sollten die Jubla-Geschichte zur Kenntnis nehmen. Uns bewusst machen, wie die Jubla-Generationen vor uns den Verband prägten. Darüber nachdenken, was die damaligen Vorstellungen und Ideen von Kinder- und Jugendarbeit waren. Aber wir müssen es deshalb nicht «besser» machen.
Ein Blick in die Geschichte regt uns zum Nachdenken an und lässt uns über unsere heutige Haltungen und Vorstellungen reflektieren. Doch ob wir diese ändern wollen oder nicht, entscheidet nicht die Geschichte, sondern nur wir selbst. Als Vergleich können wir auch von einem Spiegel sprechen. Der Spiegel zeigt uns unser Selbstbild, befiehlt uns dabei aber nicht, dass wir uns etwas anderes anziehen sollen. Ähnlich ist es mit der Geschichte. Sie kann uns als Spiegel helfen, unser Selbstbild klarer zu erkennen. Es zu ändern, aber, befiehlt sie uns nicht.
Ein Beispiel gefällig?
Von 1982 bis 2002 pflegte die Jubla eine Partnerschaft mit Jongwag Bloukring in Namibia. Bis 1994 war Namibia faktisch eine Kolonie Südafrikas und bekam das Apartheidsregime mit voller Macht zu spüren. Nun mag es viele erstaunen, aber zu dieser Zeit äusserte sich die Jubla sehr politisch und forderte unter anderem einen Boykott von südafrikanischen Lebensmitteln. In einem Bild zusammengefasst, sah das dann so aus:

Blicken wir nun in den Spiegel der Geschichte, stellen wir fest, dass die Jubla heute eine genauso enge Partnerschaft mit dem Kinder- und Jugendverband Chiro auf den Philippinen pflegt. Genau wie vor bald 20 Jahren mit Jongwag Bloukring in Namibia. Über die Tatsache, dass auf den Philippinen unter dem Präsidenten Duerte ein Krieg gegen Drogen geführt wird, dem wahllos Menschen zum Opfer fallen, verliert die Jubla heute jedoch kein Wort.
Ohne jegliche Wertung stellt sich für mich hierbei die berechtigte Frage: Wieso erheben wir heute als Jubla nicht unsere Stimme? Wir müssen es ja nicht gleichmachen, wie unsere Vorgänger/innen. Doch wir sollten zumindest darüber diskutieren.
Die Antwort auf die Frage «Wieso nicht?» habe ich nicht. Alleine werde ich sie wohl auch nicht finden, denn nur in der Diskussion kann eine Haltung erarbeitet werden.
Eine Vermutung lodert dennoch in meinem Jubla-Geschichtsgedächtnis:

Eine Antwort auf diese Frage will ich keine geben. Das soll jede/r für sich tun. Denn wie gesagt – in meinen Augen gibt kein «besser», kein «richtiger», kein «normkonformer». Jede Jubla-Generation soll für sich entscheiden, wo sie den Fokus setzen, wo sie eingreifen und wo sie stillschweigen will. Dennoch ist ein Blick zurück in unsere Verbandsgeschichte wichtig. Er zeigt uns neue Perspektiven auf und regt uns dazu an, unsere momentanen Haltungen zu hinterfragen. Also blicken wir doch für einmal zurück.
Fortsetzung folgt...