Die Jubla und die Kirche – Gedanken eines Jubla-Mitglieds
Aron Hürlimann, Ehemaliger Jungwacht St. Paul Luzern und Co-Präsident Jungwacht Blauring Kanton Luzern:
«Jungwacht Blauring ist nicht gleich Jesusjungs und Mariamädels. Wir sind schon lange mehr als eine katholische Jugendbewegung. Wie können wir das in Worte fassen, ohne unsere Wurzeln abzuschneiden und unsere institutionelle Heimat zu verlassen?» Diese Frage formulierte ich im Jahr 2013, nachdem ich an der Bundesversammlung 1/13 einen Workshop zum Thema «Jubla-Identität» besucht hatte. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Das Zukunftsprojekt jubla.bewegt ist abgeschlossen, Vision, vier Strategien und nationale Mehrjahresziele wurden bestimmt und ich nahm an vielen weiteren Veranstaltungen zu dieser Thematik teil. Zudem hatte ich die Möglichkeit, an kantonalen Anlässen dazu auch die Stimmen von Leitungspersonen aus den Scharen zu hören. Und schliesslich kam es am 29. November 2015 zu einem TV-Gottesdienst in der Pauluskirche Luzern.
In dieser Pfarrei befindet sich die Schar, in der ich gross geworden bin. Als Ehemaliger der Jungwacht St. Paul Luzern helfe ich ab und zu als Lektor bei Gottesdiensten mit. Der Pfarrer fragte, ob ich vorlesen will, wenn das Fernsehen da ist, denn für diesen Erstadvent-Gottesdienst war vorgesehen, Jugendliche in den Fokus zu rücken. So traten auch Leiterinnen und Leiter von Blauring, Jungwacht und Pfadi auf. Ich sagte zu. Dann klingelte das Telefon und eine SRF-Redaktorin lud mich dazu ein, im Anschluss an die Übertragung an einem Gespräch über kirchliche Jugendarbeit teilzunehmen. Auch ihr sagte ich zu – schliesslich geht es bei der Frage um die Jubla-Identität nicht nur darum, dass wir wissen, wer wir sind und sein wollen, sondern auch darum, dies der Öffentlichkeit klarzumachen.
Bei der Beantwortung der Fragen im Interview gab es neben meinen persönlichen Erfahrungen vor allem zwei Dinge, auf die ich mich gedanklich abstützen konnte. Erstens erinnere ich mich nur zu gut an einen Absatz aus dem umfassenden Schlussbericht von jubla.bewegt: «Seit Jahrzehnten wird die Vielfältigkeit in der Jubla gelebt. (...) An den Zukunftskonferenzen und Projektforen wurde stets gefordert, in gewissen Themenbereichen die Individualität zu respektieren und eventuell gar zu fördern. Akzeptieren wir es endlich!» (S. 50). Zweitens kam ich an der jüngsten Bundesversammlung 2/15 im Workshop zum Grundsatz «Glauben leben» und der Positionierung der Jubla zur Kirche zu folgendem Schluss: Das Paradox, dass die Jubla so nahe an der Kirche und von ihr abhängig ist und gleichzeitig aber ein offener, fortschrittlicher Jugendverein sein will, löst sich vielleicht dann etwas auf, wenn Offenheit in alle Richtungen gelebt wird. Wenn die Jubla keine Berührungsängste haben soll, dann auch nicht gegenüber der Kirche.
Sendung «Nachgefragt: Überaltert die Kirche?», 29. November 2015
