jubla.füralle: Auch körperlich behinderte Menschen finden in der Jubla ihren Platz
Thomas wusste damals sofort: «Da will ich dabei sein!» Somit rollte er an dem besagten Samstagnachmittag zum Jungwacht-Haus in Kirchberg. Ja, du hast richtig gehört: Er rollte. Thomas wurde mit einer Arthrogryposis multiplex congenita geboren; eine Behinderung, die seine Beweglichkeit und seine Muskeln einschränkt. Dies führt dazu, dass er nur mit Orthesen laufen kann. Die Orthesen stützen seine Beine. Abends ist er jeweils sehr erschöpft und dann meist mit dem Rollstuhl unterwegs.
Trotz Behinderung lässt sich Thomas nicht einschränken. Im Gegenteil: Frei nach dem Motto «geht nicht gibt es nicht» nimmt er an allen Jubla-Aktivitäten teil. Sein früherer Gruppenleiter erzählt mir, dass sie sich damals vor allem auch auf die Herausforderung freuten:
- Wie gestalten wir die Gruppenstunde, damit diese für die gesamte Gruppe erlebnisreich ist?
- Welchen Aufwand können wir betreiben, damit Thomas aufgrund seiner Behinderung nicht ausgeschlossen wird?
Erste Herausforderungen überwinden
Es stellte sich bald heraus, dass der Gruppenleiter zu einer wichtigen Bezugsperson für Thomas wurde. Gerade im Lager gab es Momente, in welchen Thomas mehr Unterstützung brauchte. Diese bot ihm sowohl sein Gruppenleiter als auch das restliche Leitungsteam. Dabei war nicht immer alles nur einfach: In seinem ersten Sommerlager lotete Thomas seine Grenzen aus. Dies führte dazu, dass er sich den Arm brach und dadurch sogar noch mehr Unterstützung brauchte. Doch davon liess er sich nicht einschränken. Im Telefongespräch mit seiner Mutter verweigerte er damals nur schon daran zu denken, nach Hause zu gehen. Und als die Leiter seiner Mutter bestätigten, dass Thomas keine Sonderbehandlung brauche, reagierte sie unkompliziert und erklärte auch den besorgten Ärzten, dass das Jungwacht-Lager schon das Richtige sei für ihren Sohn. Somit verbrachte Thomas fortan manch glückliche Stunde als Jungwacht-Bube.

Thomas als Jungwacht-Leiter
Nach geraumer Zeit bereitete er sich schliesslich auch auf seine Rolle als Jungwacht-Leiter vor. Im Leitungsteam wurde besprochen, was es braucht, damit Thomas Leiter werden kann. Denn Sicherheit geht vor; und somit mussten gewisse Regeln formuliert werden. So war denn auch von Anfang an für alle klar: Thomas führt nie alleine eine Gruppenstunde durch und bei sicherheitsrelevanten Aktivitäten wird sichergestellt, dass zwei weitere Jungwacht-Leiter mit dabei sind. Gestört hat das Thomas selbst nie. Für die meisten Jubla-Erlebnisse und Jubla-Aktivitäten spielt es keine Rolle, ob Thomas diese sitzend oder nur durch Erzählungen anleitete. Und ihm selbst ist auch bewusst: Alles kann ich nicht; aber so viel wie ich kann, mache ich.

Auch Ausbildung darf und muss sein
Aus der Erinnerung erzählt, meinte Thomas, dass er seine Autorität halt mit sozialer, anstatt mit körperlicher Kraft durchsetzen musste. Als Thomas den GLK besuchte, gab es anfänglich Diskussionen darum. Das damalige Kursteam war sich unsicher, ob ein «in seinen Bewegungen eingeschränkter Jugendlicher» die J+S-Anerkennung erhalten kann. Die Zusage der Schar, dass Thomas bei den Sportblöcken nicht alleine sein wird, führte dazu, dass ihm die Anerkennung gegeben werden konnte. Der GLK wurde für und mit Thomas so gestaltet, dass die Kompetenzen überprüft werden konnten. Generell ist es so, dass die Kurse von Jungwacht Blauring allen Leitenden für einen Besuch offenstehen.
Integration in der Jubla?
Ist auch deine Schar konfrontiert mit Fragen rund um die Integration von Kindern mit spezifischen Bedürfnissen? Oder hast du ein gutes Beispiel, das aufzeigt, wie Integration funktionieren kann? Auch die nationale Ebene setzt sich mit der Thematik auseinander. Aktuell diskutiert die Fachgruppe Lagersport/Trekking von Jugend+Sport aufgrund einer Anfrage der Fachgruppe Ausbildung Jungwacht Blauring Schweiz, wie Personen mit körperlicher Beeinträchtigung qualifiziert werden können.
Stell uns deine Fragen, schreib uns deine Erfahrungen unter oeffnung@jubla.ch.