Zeckenalarm im Sommerlager? Kein Thema dank richtiger Vorsorge!
Was sind Zecken?
Fiese kleine Blutsauger, die sich von Bäumen auf Mensch und Tier fallen lassen? Nicht ganz.
Zecken sind Parasiten. Ein Parasit zeichnet sich dadurch aus, dass er von einem anderen Lebewesen profitiert, ohne dem Opfer (auch Wirt genannt) etwas zurückzugeben. Meist schaden sie ihren Wirten sogar. Zecken brauchen drei Blutmahlzeiten während ihres Lebens, um sich vollständig entwickeln zu können. Um zu diesem Blut zu gelangen, lauern sie im Unterholz, an Waldrändern mit Sträuchern und Gras sowie in Hecken und hohen Wiesen. Sie sitzen also auf niedrig wachsenden Pflanzen (max. 80 Zentimeter) und nicht wie von vielen angenommen auf Bäumen. Dort warten sie auf einen potenziellen Wirt, der sie abstreift und mitnimmt. Sie laben sich anschliessend mit Hilfe einer betäubenden Substanz möglichst unbemerkt am Blut ihres Opfers und lassen sich nach mehreren Tagen vollgesogen und kugelrund wieder fallen.
Wie behandeln im Ernstfall?
Sollte man die Zecke mit oder gegen den Urzeigersinn drehend rausziehen? Die Hauptsache ist doch, dass der Kopf nicht drin bleibt oder? Falsch.
Aber wie entfernt man denn nun eine Zecke richtig? Hier das Wichtigste in Kürze:
- Keine Vorbehandlung mit Öl oder Ähnlichem. Dies führt lediglich dazu, dass die Zecke ihren Darminhalt und mit ihm mögliche Erreger ausstösst.
- Die Zecke mit einer Pinzette direkt über der Haut packen und mit kontinuierlichem Zug gerade nach oben herausziehen. Den Blutsauger beim Herausziehen nicht drehen und nicht zerquetschen. Letzteres kann weitere Krankheitserreger freisetzen.
- Die Hauptsache ist, dass der Körper entfernt wird. Wenn der Kopf in der Haut stecken bleibt, ist das kein Grund zur Sorge. Dies führt höchstens zu einer harmlosen lokalen Hautreaktion und der Stechapparat löst sich von selbst auf.
- Die Einstichstelle sollte anschliessend desinfiziert und während einigen Tagen beobachtet werden. Die Stelle kann mit einem Stift markiert oder im Zecken-App registriert werden.
- Im Lager solltet ihr jeden Zeckenbiss notieren und die Eltern der betroffenen Kinder nach dem Lager darüber in Kenntnis setzen. Krankheiten können auch erst Wochen danach ausbrechen.
- Beim Auftreten von Symptomen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Die Symptome findest du in den Beschreibungen der Krankheiten. Die Zecken-App kann dir helfen diese Symptome zu erkennen.
- Meist gewinnt unser Immunsystem den Kampf gegen die injizierten Krankheitserreger, ohne dass sich die Symptome bemerkbar machen. Je schneller man die Zecke entfernt, desto grösser ist die Chance, dass unser Körper von selbst gegen die Krankheitserreger ankommt, da erst wenige Erreger den Weg in unseren Blutkreislauf gefunden haben.
- Was machen, wenn man keine Pinzette zur Hand hat? Der Experte rät dazu, die Zecke mit langen Fingernägeln oder gar durch kratzen zu entfernen. Dies sei der sicherere Weg, als die Zecke weitersaugen zu lassen und sie erst Zuhause mit einer Pinzette zu entfernen.
Die App «Zecke»
Die kostenlose App für iPhone und iPad wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Hilfe vom Bundesamt für Gesundheit BAG entwickelt. Die App hilft Zeckenrisikogebiete zu lokalisieren und bietet allerlei Informationen und Hilfestellungen zum Thema Zecken. Besonders hilfreich ist die Anwendung bei der Beobachtung eines Bisses, denn sie kann dir sagen, ob du einen Arzt aufsuchen solltest oder nicht.
Wie kann ich mich vor Zecken schützen?
Was kann man tun, um die Wahrscheinlichkeit eines Zeckenbisses möglichst klein zu halten?
- Informiere dich über das Gebiet eures Aufenthalts, um die Lage besser einschätzen zu können. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) veröffentlicht jedes Jahr eine aktuelle Karte zu den Risikogebieten.
- Informiere die Eltern der Lagerteilnehmer so früh wie möglich über das Zeckenvorkommen in eurem Lagergebiet. Die Impfung gegen FSME benötigt drei Monate Zeit zwischen der ersten und der letzten Spritze. Notfalls kann dies auf minimal 1 Monat gekürzt werden.
- Zeckensprays liefern einen gewissen Schutz aber alleine angewendet wirken sie ungenügend. Der beste Schutz gegen Zecken ist nach wie vor eine lange Hose, denn die kleinen Vampirchen lauern meist in einer Höhe von 20 bis 30 Zentimetern auf ihre Beute. Zudem wird empfohlen die Hose in die Socken zu stecken und geschlossene Schuhe zu tragen.
- Es ist wichtig, dass man bei langen Aufenthalten in der Natur wie beispielsweise in Sommerlagern regelmässig eine Zeckenkontrolle durchführt, um Zeckenbisse möglichst früh festzustellen. Warme, feuchte und dünne Hautstellen wie Kniekehlen, Leisten, Achselhöhlen, Nacken und Hals sind besonders beliebt bei Zecken. Erkläre den Kindern, wie und wo sie sich nach Zecken absuchen sollen und lasse sie sich selbst kontrollieren.
Welche Krankheiten sind durch Zecken übertragbar?
Was macht denn diese winzig kleinen Blutsauger so gefährlich?
Dass Zecken wenige Milliliter Blut zapfen, kann uns Menschen eigentlich relativ egal sein, wir haben ja sowieso mehrere Liter. Das gefährliche an Zecken ist jedoch, dass sie Krankheiten auf ihren Wirt übertragen können. Es gibt zwei Krankheiten, die durch von Zecken mitgeführten Krankheitserregern entstehen können.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME):
Eine durch Viren verursachte Krankheit, die sich ungefähr eine Woche nach dem Zeckenbiss durch grippeähnliche Symptome bemerkbar macht. Dazu zählen Erscheinungen von Fieber, Übelkeit, Müdigkeit, Glieder- und Kopfschmerzen. Darauf folgt eine mehrtägige beschwerdefreie Zeit. Die Krankheit verläuft nicht immer gleich und dementsprechend variieren auch die Konsequenzen. Meist bleibt es bei den Grippesymptomen, doch bei 5 bis 15 Prozent der Fälle kommt es zu einem Befall des zentralen Nervensystems und einer Hirnhaut- oder Hirnentzündung. Dies kann in schweren Fällen zu geistiger Behinderung, zur Lähmung von Armen, Beinen oder Gesichtsnerven und bei einem Prozent der Betroffenen sogar zum Tod führen. Bisher gibt es noch keine Medikamente und keine Therapie gegen FSME, man kann lediglich die Symptome lindern. Es gibt jedoch eine dreistufige Impfung, die 10 Jahre lang Schutz gewährt und allen, die sich häufig im Gras, in Gebüschen und am Waldrand aufhalten, empfohlen wird.
Lyme-Borreliose
Verursacht die Übertragung des Bakterium «Borrelia Burgdorferi». Nach einigen Tagen bis Wochen beginnt sich die Stelle rund um den Biss zu röten. Diese Rötung breitet sich ringförmig aus und blasst in der Mitte ab. Darauf folgen Symptome wie Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen und manchmal auch Fieber. Beim Ausbleiben einer Behandlung kann es Wochen bis Monate später zu Gelenk-, Herzmuskel- und Hirnhautentzündungen und oft zur Lähmung einer Gesichtshälfte kommen. Die Lyme-Borreliose wird mit Antibiotika behandelt, eine Impfung dagegen existiert jedoch nicht.
Weitere Infos
- Bericht «Keine Angst vor Zecken»; Fritz+Fränzi; Ausgabe 4/Mai 2015
- Bericht «Sind Zecken wirklich so gefährlich?»; CSS Magazin; Ausgabe 2 / 2015
- Das «pfläschterli» ist ein Handbuch für gute Gesundheit und verantwortungsbewusste Sanität im Scharalltag und Lager. Neben einem Kapitel zu Zecken, findet man jede Menge kurz und bündig beschriebene Krankheiten und wie mit jenen umgegangen werden soll. Es ist im Jubla-Shop für nur 12 Franken zu kaufen. Ein Exemplar für die Schar lohnt sich!