"Corona geht vorbei - bis dahin..."
Corona-Krise: schon wieder? Immer noch?
Wie viele Bereiche des öffentlichen Lebens trifft die aktuelle Situation auch die Jubla: Zwar können gruppenstunden, Scharanlässe, Kurse und Lager weiterhin stattfinden. Vieles wird aber komplizierter und/oder bleibt ungewiss. Und Grossanlässe werden verschoben oder in die digitale Welt verbannt.
Auch persönlich lässt das niemanden kalt - und löst je nach Person und Situation Unterschiedliches aus: Angst um sich oder Andere, Frust über vergebene Mühe, Motivationseinbruch, Einsamkeit, Konzentration auf das Wesentliche, Ruhe, Faszination, Solidarität usw. Wie gehen wir persönlich mit all diesen Emotionen um? Was können wir tun? Und welche Rolle spielt dabei das Jubla-Sein?
Harte Fakten und bleibende Fragezeichen
Zunächst gilt es für uns als Jubla in der Corona-Krise darum, die richtigen organsiatorischen Schritte zu machen:
- Was ist noch möglich und was nicht?
- Was muss wann organisiert, abgesagt, storniert, weiter geplant und entschieden werden?
- Wie schaffen wir den Spagat: Kindern und Jugendlichen gerade in dieser Zeit sinnvolle Freizeit ermöglichen vs. Verantwortung gegenüber Gesellschaft / Risikogruppen wahrnehmen, indem behördlichen Vorgaben und Empfehlungen eingehalten werden
Wichtigste Quellen dafür sind:
- jubla.ch/corona inkl. aktuellste Jubla-Blogbeiträge und FAQs rund um Corona
- Webseite des Bundesamtes für Gesundheit
- FAQs des Bundes
- Webseite des Bundes über Richtlinien und Kontakte der einzelnen Kantone
- Individuelle Unterstützung erhältst du auch per Mail: krisen@jubla.ch
Die Vorgaben der Behörden können sich jederzeit ändern. Informiere dich deshalb regelmässig. In der Hoffnung auf Besserung müssen wir lernen, mit der bleibenden Unsicherheit umzugehen. Das ist eine grosse Herausforderung. Wie schaffen wir das?
Was können wir als Schar tun?
Viele Jubla-Gruppen und -Scharen haben kreative Wege gefunden, ihr Jubla-Sein auch unter erschwerten Bedingungen weiterzuleben, ja während dem Lockdown dogar von zu Hause aus - davon zeugen tausende Online-Beispiele von #jublazuhause). Schliesslich funktioniert «zusammensein» auch beim gebotenen körperlichen Abstand.
Unterdessen sind zum Glück die meisten Schar-Aktivitäten wieder möglich.
Besonders wichtig bleibt es in dieser Zeit, Solidarität zu zeigen und sich und anderen Zeichen der Hoffnung zu schenken.
Lasst euch im Netz von anderen Scharen und Organisationen inspirieren. Nutzt aber auch euer eigenes «kreativ sein» - denn ihr wisst am selbst besten, was zu euch passt.
#jublazuhause (Beispiele)
- Pfingstlager zu Hause: pfila-at-home.ch: Jublas und Pfadis aus der ganzen Schweiz gemeinsam / als Einzelperson oder Schar teilnehmen / ganzes Programm oder einzelne Teile / individuelle Blöcke und gemeinsame virtuelle Treffpunkte
- Anti-Langeweile-Liste der Jubla Triengen
- Feuer-und-Flamme-Lagerfeuerlieder (Jahresthema 2020) zum Reinhören und in Erinnerungen schwelgen - oder zum Nachsingen als Online-Chor (Bsp. Bulei)
- Bastel-, Mal-, Back-, Bewegungs- oder Pioniertechnikvideos zum Nachmachen online stellen (Bsp Turmbau / Marionette basteln der Jubla Grächen / Comic zeichnen / Kettenreaktion basteln (Bsp 1/ Bsp 2) / Osternest basteln. Tipp: Ergebnisse online teilen und Feedback ermöglichen
- Virtuelle Gruppenstunde mit Aufgaben / Challenges (Bsp StrongWoMan Jubla Therwil / Bsp Challenge von Jungwacht und Blauring Herisau / Bsp Blauring Rothenburg / Bsp Ostereiersuch-Challenge Jungwacht Alpnach)
- Virtueller Scharanlass für die ganze Familie (Bsp. Blauring Einsiedeln)
- Regelmässiger Podcast für die Kinder erstellen (Bsp: Jubla Cham Late Night Show)
- «Jubla trotz Corona-Kiste» mit Bastelideen zum ausleihen (Bsp. Jubla Gansingen)
- Fortsetzungsgeschichten im WhatsApp-Chat schreiben, indem jede/r einen Satz beiträgt
- Zeltlager im Miniformat aufbauen mit Naturmaterialien oder Bastelvorlage (Bsp Jubla Ratatuille)
- virtuelle spirituelle Animation (Bsp. Fantasiereise, Tischgedanken, Geschichte, Spruch des Tages/der Woche, Lebenslabyrinth bauen, grosse Fragen des Lebens stellen (grosse Ideensammlung unter jubla.ch/spirituelleanimation (vgl. dazu schub.glaubenleben S. 16-35 / Bspe underkath-Videos)
- Virtuell in fremde Länder reisen (z.B.mit Challenges: Fremde Orte zuordnen / Kennst du Afrika?)
- Zelten zu Hause - im Garten oder zu Hause mit Karton, Decken und Regenschirmen in der Stube (in dem Fall Legerfeuer bitte nur malen :-))
- einander Geschichten erzählen (e-Geschichten zum download)
- einander (Ketten-) Briefe schreiben
- LandArt: Kunst mit Natur
- gemeinsames Ritual (gleiche Zeit / gleicher Tag)
- Spielideen Rätselaufgaben miteinander teilen (Bsp. Flaschenbowling Blauring Weinfelden / Fliegerspiel Jubla Surbtal)
- Erinnerungen an gemeinsam Erlebtes teilen (Fotos / Texte / Videos / Geschichten im Kopf usw.)
- Rätselaufgaben, Zaubertricks und Spielideen aus den jubla.infanta-Zündhölzern machen
- eure besten Gruppenstundeideen auf die Ideen-Plattform «Spielekatapult» hochladen - am besten auf englisch, damit unser philippinischer Partnerverband «Chiro» auch etwas davon hat.
- ein eigenes Spiel erfinden (das ihr per Video oder nach Corona spielen könnt) - z.B. ein Quartett über Gebäude eurer Gemeinde oder einem Brettspiel über euer Scharleben?
- Künftige Anlässe planen, die irgendwann nach Corona durchgeführt werden können (jedoch nicht zu viele Ressourcen in unsichere Anlässe stecken)
Solidarität zeigen (Beispiele)
«Wir setzen uns für ein friedliches, gerechtes und solidarisches Zusammenleben ein.» So steht es im Leitbild der Jubla. Viele Scharen haben dies spontan und kreativ umgesetzt und bereits diverse Hilfsangebote für Bedürftige geschaffen. Dieses Engagement ist grossartig und zeigt, dass der Solidaritätsgedanke in der Jubla nicht bloss auf Papier steht. Beispiele dafür sind:
- Per Telefon bei Bedürftigen nachfragen wie es geht und ob er/sie etwas braucht
- Einkaufen, Besorgungen und Fahrdienste für Personen der Risikogruppen
- Kinderhüten für arbeitende oder überlastete Eltern
- Unterstützung fremdsprachiger Kinder beim Homescchooling
- Jemandem per Telefon die Zeitung vorlesen
- Jemandem mit guten Filmen, Serien oder (Hör-) Büchern versorgen
- Jemanden beim Betrieb von digitalen Tools unterstützen
- Bei Todesfällen den Angehörigen das Beileid ausdrücken (z.B. Trauerkarte)
- Besitzern geschlossener Geschäfte/Restaurants Zeichen der Anteilnahme und Treue geben
- dem Personal im Gesundheitswesen mit Spruchbändern, Applaus oder Online-Videos Danke sagen
In der Gesellschaft haben sich unterdessen diverse Initiativen entwickelt, denen sich auch Jubla-Scharen und -Gruppen anschliessen (vgl. Bsp. Jubla Gansingen) können. Beispiele dafür sind:
- Hilf jetzt (Kontakte und Tipps nach Regionen)
- Gärn gscheh (Basel, Bern, Zürich und weitere)
- Lozärn hilft gärn
- Vicino Luzern
- Solibox - Kidsaktion
- Liebe Nachbarn
Bei jeglicher Form von Solidaritätsaktion gilt es Folgendes zu beachten:
- behördliche Vorgaben müssen dringend (aktualisiert) eingehalten werden
- bei Hausbesuchen max. 2 Personen und bei wiederholten Besuchen dieselben Personen einsetzen
- nie alleine in fremde Wohnungen gehen
- vetraulich mit Informationen und Einblicken ins Privatleben Anderer umgehen
- allf. braucht es unbürokratische Vereinbarungen über die Hilfseinsätze
Zeichen der Hoffnung zeigen (Beispiele)
Auf jeden Regen folgt früher oder später die Sonne. Obwohl’s diesmal wohl etwas länger dauert, können wir uns selbst und Anderen diese Hoffnung sichtbar vor Augen halten. Sie tut uns gut, lässt uns durchhalten und neue Motivation finden.
Beispiele dafür sind:
- Auf Leintücher/T-Shirts am Fenster oder mit Kreide auf den Boden Bilder von Aktivitäten malen, die einem nach Corona wieder Freude bereiten werden
- Spruchbänder mit Hoffnungstexten ans Fenster hängen
- Bilder vergangener Erlebnisse online teilen oder sie ausdrucken zu Hause aufhängen - im Wissen, dass sie wiederkommen werden (z.B. Insta-Channel Jubla-Memory-Challenge)
- Regenbogen malen (Kreide an Wand/Boden oder auf Papier ans Fenster) - sie sind zum Gruss-Symbol für andere Kinder geworden
- sich bewusst sein, dass Planungsarbeit selten vergebens war, sondern eine gute Vorereitung für später
- gemeinsame Rituale schaffen, die Hoffnung geben (vgl. Gedanken unten: «Wiederentdeckung der Rituale»)
- Balkonkonzerte
- Humorvolles (siehe zahlreiche Beispiele in sozialen Medien / Hintergrund: SRF-Club: «Lachen trotz Corona»
- (Ranfttreffen-) Kerze ans Fenster stellen (vgl. Aktion der Schweizer Kirchen)
- Zündhölzer oder Saatgut der Solidaritätsaktion jubla.infanta bestellen und anderen Menschen in den Briefkasten legen oder das Saatgut an öffentlichen Orten anpflanzen.
- Symbolgegenstände an besonderen Orten ablegen
- einander aufmunternde Botschaften per Post verschicken oder in den Briefkasten legen
- Hoffnungsgeschichten (vor-)lesen
- Kontakte online pflegen, insb. auch internationale («wir sitzen alle im gleichen Boot») - z.B. im Rahmen der Philippinenpartnerschaft der Jubla
Wie bleiben wir motiviert?
Eine weitere Herausforderung besteht darin, bei den einzelnen Leitenden und im Leitungsteam die Motivation für ihr ehrenamtliches Engagement hochzuhalten. Vermeintlich vergebene Planungsarbeit, Unsicherheit und der soziale Unterbruch können diese Motivation schwer belasten.
Unterstützt euch deshalb gegenseitig, damit wir trotz luftabschneidender «Corona-Glocke» «Feuer und Flamme» für die Jubla bleiben, indem ihr:
- euch gemeinsam an vergangene Höhepunkte erinnert, die künftig wiederkommen
- Verschieben statt absagen, damit Nichts vergeben war (vgl. Artikel über Absage Grossanlass der Jubla ZH)
- bestehende Zuständigkeiten und Ämtli allf. angepasst aufrecht erhaltet oder neue Ämtli schafft
- gemeinsame (digitale) Rituale schafft, um euch gegenseitig zu motivieren (vgl. unten / MB Rituale)
- weiterhin aktiv bleibt mit jublazuhause, Solidaritätsaktionen und Hoffnungszeichen (siehe oben)
Wie bleiben wir in Kontakt?
Digitale Kanäle zum Austausch gibt es viele. Nutze die dir Vertrauten, helfe Anderen bei der Nutzung und sei mutig, auch Ungewohntes auszuprobieren. Eine Übersicht über mögliche digitale Kanäle und deren Vor- und Nachteile bei der Nutzung findest du im digitalen Werkzeugkasten.
Wie gehe ich persönlich damit um?
Nach der ersten (und zweiten) Aufregung ist in der Schweiz ungewohnte Ruhe eingekehrt. Was macht es mit mir persönlich, wenn viele Aufgaben und Freizeitaktivitäten des «alten Lebens» plötzlich wegfallen?
Wichtigsten Massnahmen, um seelisch gesund zu bleiben(vgl. Insta-Kanal #stressdihei / dureschnufe.ch / Tipps von 147):
- feste Tagesstruktur (Aufstehen, Körperpflege, gemeinsame Mahlzeiten usw.)
- digitaler sozialer Austausch (ausserhalb der Familie) pflegen: Freunde, Bekannte, oder sogar Unbekannte (z.B. «Binenand» als Ersatz für die ausfallenden Zufallsbegegnungen)
- aktiv bleiben (z.B. Sport / Tanzen) eine
- Corona-freie Themen und Zeiten
- kreativ sein (Neues ausprobieren und Phantasie anregen)
- individuelle Bewältigungs-/ Ablenkungs- und Entspannungsstrategien wie z.B. Musik hören / machen, Yoga, Telefonieren, Geschicklichkeitsübungen, Bücher lesen, Erinnerungen aufschreiben, Serien und Filme schauen, Spiele spielen, Briefe schreiben, Videos produzieren, Sprachen lernen, Aufräumen, Instrumente spielen, Basteln, Kinder hüten, Backen, Joggen, Gedichte schreiben, Gamen, Beten, Singen, Ausschlafen, Heimfitness, über das Leben Philosophieren, die Jubla-Pause und den Rhythmuswechsel bewusst geniessen usw.(siehe dazu oben: Beispiele #jublazuhause)
Trotzdem können Ungeduld, Angst, Langeweile, Frust oder Einsamkeit Überhand über das Gefühlsleben nehmen. Was dann?
Für Viele von uns ist der Austausch über diese Gefühle von grosser Bedeutung. Wegen der Einschränkung der Sozialkontakte ist die Schwelle jedoch höher als sonst. Es braucht Mut, bzw. einen Anfang, um mit Anderen darüber zu sprechen, wie es ihnen geht und was die Situation bei ihnen auslöst. Mache du den Anfang, sei es weil es dir, oder weil es Anderen gut tut. Denke dabei nicht nur an deine engsten Freunde/innen, sondern auch an Personen, mit denen du sonst weniger zu tun hast. Trotz räumlicher Distanz kann die Situation so zur Chance werden, sich emotional näher zu kommen.
Wenn Ablenkung und Austausch allein nicht helfen?
Was, wenn du oder Personen aus deinem Umfeld an die Grenze kommen, sich überfordert fühlen oder in ernsthafte psychische Probleme geraten, weil eine Situation sich zuspitzt wie z.B.:
- Konflikte und/oder häuslicher Gewalt
- Vereinsamung
- Angstzustände
- Depression
- bedrohliche Corona-Erkrankung oder Corona-Todesfall
Kontaktiere deine Vetrauenspersonen (Eltern, Verwandte, Lehrer/in, (Kantons-)Präses, Bekannte aus deinem Jubla-Umfeld oder professionelle Hilfe wie z.B. die Helpline 147 von Pro Juventute (24h per mail, chat oder Telefon möglich).
Wertvolle Hinweise und Kontakte findest du auch im Instagram-Kanal #stressdihei oder angepasst auf deine Bedürfnisse per Knopfdruck im Coron-A-mat
Gedanken zur Corona-Krise
«In Jungwacht Blauring feiern und teilen wir gemeinsam besondere Momente.» So steht es im Leitbild der Jubla. Zu feiern gibt es momentan wenig - und auch das Teilen fällt uns im Notstand ziemlich schwer. Trotzdem wollen wir auch in diesen «besonderen Momenten» zusammensein und uns gegenseitig stützen.
«Besonders» ist dieser Moment allemal: Nie zuvor (Klimawandel ausgenommen) hatte die ganze Welt zur gleichen Zeit das gleiche Problem. Was macht das mit uns persönlich, uns als Jubla, als Gesellschaft und mit uns als Menschheit?
In den kommenden Wochen folgen hier einige persönliche Gedanken zu untenstehenden Themen. Reaktionen daruf gerne an valentin.beck@jubla.ch
Corona und die grossen Fragen des Lebens
Es sind seit Menschengedenken immer dieselben «grossen» Fragen:
- Wie werde ich glücklich?
- Was kommt nach dem Tod?
- Wie soll ich handeln?
- Welche Bedeutung haben mein Mitmensch und die Umwelt?
- Wie können wir als Gemeinschaft und Jubla die Welt ein Stück besser machen?
- Gibt es Gott, etwas Göttliches oder eine sonstige höhere Macht, die in die Welt und in mein Leben hineinwirkt?
Je nach Person und Lebenssituation stehen diese Fragen mehr im Hinter- oder im Vordergrund. In Krisenzeiten werden sie jedoch für viele Menschen konkreter. Wie geht es mir damit?
- Stelle ich mir diese Fragen?
- Habe ich meine eigenen, persönlichen Antworten darauf?
- Woher habe ich diese Antworten? Spielt dabei mein Jubla-Sein eine Rolle?
- Haben sich meine Antworten in den vergangenen Jahren (oder Wochen) verändert? Wieso?
- Wie beeinflussen diese Antworten mein Denken und Handeln?
- Rede ich (vielleicht gerade in Krisenzeiten) mit Anderen darüber, z.B. mit Jubla-Freund*innen, Präses, meiner Familie usw.?
Vgl. dazu: schub.glaubenleben 8-9 (leider ohne Antworten)
Was lernen wir daraus?
Krisen lösen Entwicklungsschritte aus. Das gilt nicht nur in der persönlichen Entwicklung, sondern auch für Gemeinschaften, Zivilisationen und Kulturen. Was als können wir aus der Corona-Krise für die Zukunft mitnehmen?
- Konzentration auf das Wesentliche: Was und wer ist uns wirklich wichtig?
- Grundsatz «kreativ sein»: bedeutet nicht nur Basteln, sondern auch Gewohnheitsbrüche und Improvisation
- Digitalisierung: Ideensammlung #jublazuhause, neue Tools und die Erkenntnis, dass Besprechungen auch ohne Reisen möglich sind
- Grundsatz «Glauben leben»: wir stellen uns den grossen Fragen des Lebens - z.B. …«wie soll ich handeln?»
- Solidarität: steht bei Jubla nicht nur auf dem (Leitbild-)Papier, sondern wird gelebt
- Krisenmanagement: als Generalprobe für den Klimawandel?
- Grundsatz «mitbestimmen»: Es ist eine Herausforderung, sich an Regeln zu halten, die ich nicht selber mitgestalten kann
- Persönliche Kompetenzen: Neue Beschäftigungen, Hobbys, Interessen und Entspannungsmöglichkeiten
- Grundsatz «zusammen sein»: Erkenntnis, wie sehr wir einander brauchen
- Offenheit für Veränderungen: Erkenntnis, dass Wandel möglich ist, wenn man muss oder will
- Grundsatz «Natur erleben»: Die Natur ist Erholungsort und gleichzeitig besser als jeder Freizeitpark. Und: Der Konsumeinbruch ist das beste, was der Umwelt passieren konnte.
- Anerkennung: Berufe im Gesundheitswesen sind Gold (und Geld) wer
- Dankbarkeit: für den Normalzustand («gut ist, wenn nichts weh tut» / «Hartes Brot ist nicht hart - kein Brot ist hart»)
Was lernst du persönlich aus der Corona-Krise?
Ein paar interessante Perspektiven zu dieser Frage liefert übrigens diese 10vor10-Serie
Solidarität: wie weit geht sie?
Die Solidaritätswelle der ersten Tage und Wochen war eindrücklich: Spontane Nachbarschaftshilfe, lokale und nationale Initiativen, virtuelle Benefiz-Konzerte und persönliche Einschränkung aus Rücksicht auf die Risikogruppen.
Erfahrung und Gegenwart zeigen, dass die Solidaritätswelle abflachen, die Geduld kleiner und die Einigkeit gebrochen wird. In der Politik zum Beispiel bilden sich bereits wieder die gewohnten Lager. Nicht nur zeitlich hat Solidarität ihre Grenzen, sondern auch geographisch: Gefordert wird eine Konzentration aufs Lokale, Kantonale oder zumindest Nationale: wir halten zusammen und schauen zuerst auf uns selbst («xy first» ist in Krisenzeiten salonfähiger als sonst - auch wenn alle Salons geschlossen sind).
Gerade die Ausnahmesituation aber wäre eine grosse Chance für die Menschheit, politische, kulturelle, religiöse und geographische Grenzen zu überwinden. Denn (anders als bei der Flucht über das Mittelmeer) sitzt im Kampf gegen Corona die ganze Menschheit im selben Boot: Nie zuvor hatte die die ganze Welt zur selben Zeit das gleiche Problem (Klimawandel ausgenommen).
Wie schaffen wir es, dass Solidarität keine Monats-Modeerscheinung und keine National-Geschichte ist?
Es hat mit einer Grundhaltung zu tun, dem Vermögen, sich in das Ergehen «des/der Anderen» einzufühlen. Die Jubla hat sich diese Haltung seit ihren Anfängen in ihre Grundlagen (heute Leitbild und Haltungspapier Glauben und Kirche) und ins Herz geschrieben.
Ob sie in organisierten Solidaritätsaktionen und im unbewusstem Alltagsleben konkret gelebt wird, kann jedes einzelne Jubla-Mitglied tagtäglich aufs neue beweisen – langfristig und grenzüberschreitend...
Vgl. dazu: jubla.ch/jublainfanta sowie schub.glaubenleben S. 10-12
Behördliche Vorgaben: nervig oder überlebenswichtig?

Corona zwingt uns persönlich und unsere Gesellschaft zu schwierigen Entscheidungen: Dilemma-Situationen, in denen wir verschiedene Werte gegeneinander abwägen müssen:
- Freiheit oder Gesundheit?
- Sicherheit oder Risiko?
- Minderheitenschutz oder Wirtschaftskraft?
Können und dürfen diese Güter überhaupt gegeneinander aufgewogen werden? Ja - sie können und werden es. Es sind klassische Dilemma-Situationen, bei denen es um die Gewichtung von Werten geht. Solche Dilemma-Situationen gibt es auch im (Jubla-)Alltag in «normalen» Zeiten.
Wichtig dabei ist, dass sie nicht nur in den Gedanken der/s Einzelnen ausgehandelt, sondern gemeinsam diskutiert und ausgehandelt werden: Am Familientisch, über Skype-Treffen mit Freunden, Am Leitungshöck, in der Gruppenstunde, im Austausch mit Arbeitskolleg/innen, im Parlament und letztlich an der Urne bei Abstimmungen: Werte werden immer wieder aufs neue gegeneinander abgewogen und darauf basierend Entscheidungen getroffen. Diesen Prozess bezeichnet man als Ethik.
Viele von uns teilen gemeinsame Jubla-Werte. Sie werden...
- im Jubla-Alltag gelebt
- gemeinsam immer wieder von neuem ausgehandelt
- in Dilemma-Situationen zu wertvollen Entscheidungshilfen
Vgl. zu Jubla-Werten und Dilemma-Situationen: schub.glaubenleben S. 10-12
Wiederentdeckung der Rituale
Rituale sind in gleicher Form wiederholte (meist symbolhafte) einfache oder komplexe Handlungen. Sie sind uns vertraut und müssen deshalb nicht ständig neu erklärt werden. Rituale haben eine starke Wirkung, weil sie symbolisch für einen höheren Wert stehen und weil sie Sicherheit, Vertrautheit und Geborgenheit geben.
Typische Ritual-Beispiele (in «normalen» Zeiten):
- Allgemein: Handschlag zur Begrüsung, Pokalübergabe im Sport, Ringübergabe bei Hochzeit
- In der Jubla: der rote Faden im Lager, Singen vor dem Essen, Aufnahmeritual.
Ritiuale eigenen sich besonders, um:
- bei Übergängen klare Schnitte zu ziehen (Bsp. Abschied, Anfang)
- Gruppenzusammengehörigkeit sichtbar zu machen (Bsp. Gruppen-Gruss)
- etwas ausdrücken, das schwerfällt in Worte zu fassen (Bsp. Weihwasser auf Gräbern)
- einer Zeitspanne einen Rhythmus zu geben (Bsp. jeden Sonntag, jeden Abend, jedes Jahr)
Die drei letzten Punkte erhalten in der Corona-Krise eine besondere Bedeutung:
In einer Zeit, in der Gewohntes plötzlich wegfällt, Unsicherheit herrscht und persönliche Kontakte erschwert sind, suchen wir nach Zeichen, die uns Sicherheit, Rhythmus und Zugehörigkeit verleihen. Rituale können da helfen.
Ob ein Ritual dabei analog oder digital vollzogen wird, spiel keine Rolle. Es gibt auch in der Jubla viele Möglichkeiten, gewohnte Rituale zu Hause zu vollziehen oder neue Rituale zu schaffen - sei es als Einzelperson oder als Gruppe. Zum Beispiel:
- regelmässige Inputs für die Schar (Spielideen, Challenges, Geschichten, Podcast-Serie usw. - vgl. Ideen von #jublazuhause)
- Balkonkonzerte oder Klatschen immer zur gleichen Zeit
- Meditieren oder Beten
- sich gegenseitig jeden Tag eine Spachnachricht / ein Lied schicken
- Kerze anzünden
- regelmässiger Leitungshöck als Videokonferenz mit Einstiegs- und Ausstiegsritual
- Lagerfeuer machen und dazu passende Lieder singen (vgl. Jahresthema «Feuer und Flamme»)
- Kontaktaufnahme oder Spaziergang jeden Tag / jede Woche zu fixem Zeitpunkt
Sei zusammen mit deinem Leitungsteam kreativ, pflegt eure Rituale und entwickelt neue. Sie können auch in der Zeit nach Corona wertvoll sein.
Mehr zu Ritualen: schub.glaubenleben S. 20, sowie Merkblatt Rituale als Download
Übrigens: Rituale können religiös oder nicht religiös sein. Aus religiöser Sicht haben Rituale eine vom Menschen unabhängige, göttliche Wirkung. Ein Segen z.B. wird verstanden als göttlicher Zuspruch, die gesegneten Menschen zu begleiten (bei Material-, Haus- oder Fahrzeug-Segen geht es immer um die Menschen, die diese Gegenstände benutzen).
Warum?
Naturwissenschaftlich lässt sich Corona relativ einfach durch eine zufällige Genmutation erklären.Das beantwortet aber eher die Frage nach dem «wie?». Viele Menschen aber stellen sich die Frage nach dem «warum?»: Sie suchen nach weiteren tieferen Gründen und einem Sinn, sie z.B.:
- Einige sehen in Corona Selbstverteidigung, Abwehr (oder gar Rache) der Natur gegen die umweltzerstörerische Menschheit – und vielleicht sogar als Warnung, Vorgeschmack und Generalprobe für die bevorstehende Klimakatastrophe
- Andere glauben, das Virus sei vom Menschen bewusst entwickelt worden, um fremden Nationen bewusst zu schaden - oder gar die Menschheit zu zerstören
- Wieder Andere sind der Überzeugung, die Corona-Krise sei die logische Folge einer übertriebenen Vernetzung, Mobilität und Globalisierung
- Die Corona-Krise wird teilweise auch religiös interpretiert - jedoch sher unterschiedlich und sogar widersprüchlich:
- Corona als göttlicher «Wink», sich auf das Wesentliche zu besinnen, es mit Tempo und Konsum nicht zu übertreiben und dankbarer zu sein für den Normalzustand
- Corona als Strafe Gottes oder Busse für den Menschen
- Corona als göttliche «Challenge» für den Menschen, sich zu bewähren, indem er sich auch in der Krise solidarisch verhält
- Corona als reines Naturphänomen ohne göttliches Zutun - aber wie bei allen Lebenskrisen ein Gott, der/die den Menschen nicht alleine lässt
Was denkst du über all diese Ansichten?
Meine Meinung:
In Krankheit und Leid einen höheren Sinn zu suchen, führt oft in Sackgassen. Verschwörungstheorien ebenfalls. Auch die Frage «warum ich?» hilft selten weiter – denn wer fragt bei Nicht-Problemen schon «warum ich nicht?».
Bei Umweltereignissen (wie Krankheiten oder Naturkatastrophen) scheint es mir heilvoller und sinnvoller zu sein, zu akzeptieren, dass wir Menschen nicht alles erklären und auch nicht alles kontrollieren können. Nach diesem Akzeptieren können wir versuchen, aus einer Situation das Beste zu machen – je nach persönlicher Überzeugung mit* oder ohne die Hilfe Gottes...
Diese Einstellung der «Akzeptanz und Reaktion» darf nicht verwechselt werden mit Ohnmächtigkeit. Denn bei ganz vielen Möglichen Problemen können wir Menschen durchaus etwas unternehmen - sei es in der Verhinderung einer Katastrophe (Bsp. Klimaschutz / Pandemie-Massnahmen) oder im Lösen derselben (Bsp. Wiederaufbau / medizinische Behandling). Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Beeinflussbarem und Unbeeinflussbarem.
* dann ganz im Sinne des so genannten «Gelassenheitsgebetes»:
«Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.»
Findet Ostern trotzdem statt?
Findet Ostern trotzdem statt?
Ja und Nein – das hängt ganz davon ab, was ich unter Ostern verstehe:
- Gutes Essen geniessen, Osterhasen schlachten und Eiertütschen: problemlos möglich
- Familienfest: im kleinen Rahmen ohne starken Generationenmix möglich
- Gottesdienste und andere christliche Rituale: nur eingeschränkt / in digitaler Form möglich
- Vergegenwärtigung der Auferstehung Christi als Symbol der Hoffnung, dass auch ich als Person und wir als Gemeinschaft nach jedem Hinfallen wieder «auf(er)stehen», wir dabei nicht alleine sind und dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben: je nach persönlicher Glaubensüberzeugung möglich wie jedes Jahr seit 33 n.C
vgl. zum letzten Punkt die Videos und Podcasts von gekreuzigtgestorbenauferstanden@com